Um 1900 entstanden zahlreiche neue Gasthäuser in der Gemeinde. Überraschend viele Frauen, darunter auch Ursula Mischkulnig vom vlg. Kreuzwirt, suchten um eine Gasthauskonzession an, obwohl es sich für Frauen zu jener Zeit nicht ziemte, alleine ein Gasthaus zu besuchen. 1913 war ein Drittel der Schieflinger Wirtshäuser in der Hand von Frauen.
Gasthäuser hatten eine wichtige Funktion für den Zusammenhalt der dörflichen Gesellschaft. Hier wurden wichtige Dinge besprochen, Versammlungen und Vorträge abgehalten aber auch gesungen, gelacht, gefeiert und getanzt oder um Geld gespielt und gestritten, gerauft. Nahezu jedes Gasthaus hatte bis in die 1930er Jahre eine eigene Kegelbahn im Freien oder einen schattigen Garten. Gasthäuser boten den lokalen Kulturvereinen einen Ort für Proben und Aufführungen. In Schiefling wurden die Gasthäuser aber auch sprachlich-national verortet.
Mit der Einführung eines öffentlichen Busverkehrs wurden Haltestellen meist direkt vor Gasthäusern angelegt, die die Wartezeit zu verkürzen halfen. Durch den Tourismus veränderte sich die Struktur der Gaststätten. Früher vielfach nur Schenken begannen einige Betriebe auszukochen. Sie wurden auch zu Ausgangs- oder Zielpunkten von Wanderrouten. Vom Kreuzwirt führt der Weg zu den Ausgrabungen am Kathreinkogel.
Einst zentraler Kommunikationsraum im Dorf verlor das Gasthaus ab den 1980er Jahren sukzessive an Bedeutung. Die zunehmende individuelle Motorisierung wie auch sozioökonomische Veränderungen trugen einen wesentlichen Teil dazu bei. Von der einst lebendigen und bunten Wirtshausstruktur blieben nur noch wenige Gasthäuser übrig.
Siehe auch:
– Schieflinger Chronik: Beim Krištof (Gasthaus Putzi), S. 247, Gasthöfe, S. 249, Kegelrunde beim Kramer, S. 99, Tarokpartie beim Bürger, S. 252
– Chronik SPD Edinost: Kegelrunde beim Manužnik, S. 76, GH beim Hali (Pinteritsch), S. 119, Mauthaus (Bürger), S. 120